Im Kanton Zürich kam bei drei Urnengängen im September und November 2024 sowie im Februar 2025 erstmals die neue Applikation “Voting” zum Einsatz. Im Rahmen eines Parallelbetriebs wurde die neue Software zusätzlich zum bestehenden System “Wabsti” eingesetzt, um Funktionsweise und Genauigkeit beider Systeme unter realen Bedingungen zu vergleichen. Hinter dem Testlauf steht ein zentrales Vorhaben der digitalen Modernisierung: Voting soll mittelfristig das etablierte, aber technisch veraltete System zur Auswertung von Wahlen, Wabsti, ablösen.
Warum ein neues Wahlsystem notwendig wurde
In der politischen Landschaft ist das Wahlsystem ein zentraler Pfeiler für demokratische Entscheidungsprozesse. Das bisher genutzte Wabsti-System war lange Zeit ein wichtiger Mechanismus, um Stimmen zu erfassen und Wahlergebnisse transparent darzustellen. Dennoch hat sich gezeigt, dass dieses System mit zunehmenden Anforderungen und veränderten politischen Rahmenbedingungen an seine Grenzen stösst. Deshalb wurde ein neues System entwickelt, das viele Schwächen des Vorgängers beheben soll.
Die wichtigsten Unterschiede zwischen Wabsti und Voting
Merkmal | WABSTI | Voting |
---|---|---|
Einsatzzeitraum | Seit 2003, über 20 Jahre in Betrieb | Entwickelt 2023, Testläufe mittels Parallelbetrieb bei den Wahlgängen 22.09.24, 24.11.24, 09.02.25 |
Sicherheit | Closed-Source, keine öffentlichen Prüfungen | Open-Source + Bug‑Bounty‑Programm |
Funktionalität | Ergebnisermittlung, solide, aber minimal | Modular, Plausibilitätschecks, erweiterbar |
Bedienbarkeit | Veraltet, teils umständlich | Modernes UI, verbesserte User Experience |
Transparenz | Wenig Einblick in Code / Prozesse | Voller Einblick – offene Entwicklung |
Protokollierung | Weniger granular | Detaillierte Logs, Nachvollziehbarkeit |
Der Ablauf von Wahlen mit “Voting”…
Zuerst ist wichtig zu verstehen: Voting ist kein Wahlsystem im eigentlichen Sinn. Das heisst, es bestimmt nicht, auf welche Weise die Stimmen abgegeben oder gezählt werden – diese Regeln sind je nach Kanton oder Wahlverfahren festgelegt und bleiben unverändert. Stattdessen handelt es sich um eine moderne Software-Lösung, die den Prozess der Stimmauswertung und Übermittlung digitalisiert und vereinfacht.
Und so sieht der Ablauf konkret aus:
- Datenerfassung: Nach Abschluss der Wahl werden die abgegebenen Stimmen in einer standardisierten Form (z. B. als Wahlzettel oder elektronische Daten) von den Wahlbehörden erfasst.
- Datenimport in Voting: Die gesammelten Daten werden in die Voting-Applikation importiert.
- Automatisierte Prüfungen und Validierungen: Voting überprüft automatisch die Daten auf Vollständigkeit, Plausibilität und mögliche Fehler (zum Beispiel doppelte Stimmen oder ungültige Einträge). Diese automatischen Prüfungen minimieren Fehlerquellen, die bei manueller Auswertung leicht entstehen können.
- Stimmauszählung: Das System wertet die Stimmen nach den vorgegebenen kantonalen oder eidgenössischen Regeln aus. Dabei werden beispielsweise Listenverbindungen, Präferenzstimmen oder Quoten berücksichtigt. Durch die modulare Bauweise kann Voting flexibel an unterschiedliche Wahlregeln angepasst werden.
- Ergebnisübermittlung: Nach der Auszählung erstellt Voting übersichtliche und nachvollziehbare Ergebnisse in elektronischer Form. Diese Ergebnisse können direkt an übergeordnete Behörden weitergeleitet werden – automatisiert und sicher.
- Transparenz und Nachvollziehbarkeit: Jede Auswertung und jeder Schritt werden protokolliert. So können die Wahlbehörden jederzeit nachvollziehen, wie die Ergebnisse zustande gekommen sind
… und was es besser macht als Wabsti
Das bisher genutzte Wahlsystem Wabsti hat in der Vergangenheit seine Dienste geleistet, doch mit den steigenden Anforderungen und komplexeren Abläufen zeigte sich schnell, dass eine moderne, flexiblere Lösung notwendig ist. Aus diesem Grund wurde das neue System für die Wahlauswertung entwickelt.
Voting ist vollständig webbasiert und ermöglicht so den Zugriff von überall, ohne Notwendigkeit einer lokalen Installation. Die Applikation ist modular gestaltet und kann dadurch an verschiedene Anforderungen, wie etwa kantonale Gegebenheiten, angepasst werden. Es wird unter einer Open Source Lizenz der Bundesverwaltung angeboten, was zum einen Transparenz garantiert und zum anderen eine stetige Weiterentwicklung fördert.
Im direkten Vergleich zu Wabsti ist das neue System Voting intuitiver – sowohl für Mitarbeitenden, die mit der Auswertung betraut sind, als auch die Behörden. Durch automatisch ablaufende Kontrollmechanismen werden Fehlerquellen minimiert und die Zuverlässigkeit der Auswertung gesteigert. Zudem erlaubt die neue Applikation den Import und Export von Daten in standardisierten Formaten, was die Integration in bestehende Systeme erheblich erleichtert.
Fazit: Modernisierung von Wahlauswertungen mit Weitblick
Die Umstellung vom bewährten, aber mittlerweile an seine Grenzen stossenden Wabsti-System auf das neue Voting markiert einen wichtigen Meilenstein in der Digitalisierung und Modernisierung der Wahlauswertung.
Dass in naher Zukunft das alte System komplett durch Voting abgelöst werden soll, unterstreicht den Stellenwert des neuen Systems als zukunftsorientierte Lösung.
Insgesamt steht Voting für eine moderne Wahlauswertung, die den Anforderungen der heutigen Zeit gerecht wird und gleichzeitig Raum für weitere Innovationen bietet.
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