Im Projektmanagement zählen das Kanban-Board und das Gantt-Chart zu den bekanntesten Werkzeugen. Beide helfen dabei, Aufgaben und Abläufe zu visualisieren – aber auf ganz unterschiedliche Weise. Während Kanban den Fokus auf den Arbeitsfluss legt, macht ein Gantt-Diagramm Zeitpläne und Abhängigkeiten sichtbar. Hier erfährst du, wie die beiden Methoden funktionieren und wann sich welches Tool besonders lohnt.
Das Kanban-Board
Das Kanban-Board hat seinen Ursprung in der japanischen Automobilindustrie. Toyota entwickelte das System in den 1940er-Jahren, um Produktionsprozesse effizienter zu steuern.
„Kanban“ bedeutet auf Japanisch so viel wie „Signalkarte“. Ziel war es, Materialflüsse und Arbeitsschritte so zu organisieren, dass Verschwendung minimiert und der Produktionsfluss kontinuierlich verbessert wird.
Später wurde das Konzept in die IT- und Projektwelt übertragen und ist heute ein fester Bestandteil agiler Methoden.
Aufbau
Ein Kanban-Board ist in Spalten gegliedert, die die einzelnen Schritte eines Arbeitsprozesses darstellen.
Typisch sind 3 Spalten: To Do, In Progress (oder Doing) und Done.
Jedes Kärtchen steht für eine konkrete Aufgabe. Die Karten wandern Schritt für Schritt von links nach rechts, bis sie erledigt sind.
Prinzipien
- Visualisierung: Alle Aufgaben sind auf einen Blick sichtbar.
- Work-in-Progress-Limits: Begrenzung der Anzahl von Aufgaben, die gleichzeitig bearbeitet werden dürfen, um Überlastung zu vermeiden.
- Kontinuierlicher Fluss: Aufgaben sollen möglichst reibungslos durch den Prozess laufen.
- Feedback und Anpassung: Regelmässige Retrospektiven helfen, den Workflow zu optimieren.
Vorteile
- Einfache und intuitive Darstellung
- Flexibel, lässt sich leicht an neue Anforderungen anpassen
- Ideal für Teamarbeit: Jeder sieht sofort, woran gearbeitet wird
- Hilft, Engpässe und Blockaden schnell sichtbar zu machen
Nachteile / Lücken
- Kein klarer Zeitbezug – Deadlines oder Abhängigkeiten sind schwer abbildbar
- Bei sehr grossen Projekten kann das Board unübersichtlich werden
- Weniger geeignet für Projekte mit starren Vorgaben oder langfristigen Planungen
Typische Einsatzgebiete
- Agile Softwareentwicklung
- Marketing-Kampagnen
- Redaktionsplanung (z. B. für Blogs oder Social Media)
Das Gantt-Chart
Das Gantt-Chart wurde Anfang des 20. Jahrhunderts vom amerikanischen Maschinenbauingenieur Henry L. Gantt entwickelt. Ursprünglich diente es dazu, komplexe Bau- und Industrieprojekte planbar zu machen.
Es gilt als eines der ältesten und gleichzeitig wirkungsvollsten Werkzeuge im klassischen Projektmanagement.
Aufbau
Ein Gantt-Chart ist ein Balkendiagramm auf einer Zeitachse.
Vertikal stehen die Aufgaben oder Arbeitspakete.
Horizontal zeigt die Zeitachse Start- und Enddatum.
Jede Aufgabe wird durch einen Balken dargestellt, dessen Länge die Dauer symbolisiert.
Abhängigkeiten zwischen Aufgaben können mit Pfeilen oder versetzten Balken visualisiert werden.
Prinzipien
- Zeitorientierung: Jede Aufgabe ist klar auf einer Zeitachse eingeordnet.
- Abhängigkeiten: Beziehungen zwischen Aufgaben werden sichtbar gemacht, z.B. durch einheitliche Farben oder zusätzliche Pfeile.
- Fortschrittskontrolle: Erledigungsgrad kann in den Balken eingetragen werden.
- Ressourcenplanung: Aufgaben lassen sich bestimmten Personen oder Teams zuweisen.
Vorteile
- Sehr präzise Darstellung von Zeitplänen
- Abhängigkeiten und Meilensteine sind klar erkennbar
- Geeignet für langfristige Planung und komplexe Projekte
- Erleichtert die Kommunikation mit Stakeholdern (klare Übersicht)
Nachteile / Lücken
- Weniger flexibel – Änderungen im Projekt erfordern Anpassungen im Diagramm
- Aufwendig bei sehr dynamischen Projekten mit vielen Änderungen
- Für Teams im Alltag weniger intuitiv als ein Kanban-Board
- Kann schnell sehr komplex und unübersichtlich werden
Typische Einsatzgebiete
- Bauprojekte (z. B. Hochbau, Anlagenbau)
- IT-Rollouts und Infrastrukturprojekte
- Produktentwicklung mit fixen Terminen
- Eventmanagement mit starren Deadlines
Kanban vs. Gantt – Die Unterschiede auf einen Blick
Merkmal | Kanban | Gantt |
---|---|---|
Fokus | Workflow / Aufgabenfluss | Zeit / Projektplan |
Darstellung | Spalten & Karten (To Do, In Progress, Done) | Balken auf Zeitachse |
Zeitbezug | Optional, oft nicht zentral | Zentral, zeigt Start- & Enddatum |
Flexibilität | Sehr flexibel, Aufgaben können jederzeit verschoben werden | Eher starr, Änderungen erfordern Anpassung der Zeitachse |
Teamorientierung | Sichtbarkeit für Team, kollaborativ | Planung und Überwachung, oft Projektleitung-orientiert |
Ziel | Arbeit effizient erledigen, Engpässe erkennen | Termine einhalten, Projektplan überwachen |
Welches Tool ist besser?
Sowohl das Kanban-Board als auch das Gantt-Chart sind bewährte Werkzeuge im Projektmanagement – sie verfolgen jedoch unterschiedliche Ansätze.
Während Kanban den Workflow in den Vordergrund stellt und dabei besonders für dynamische, agile Teams geeignet ist, bietet das Gantt-Chart eine klare Zeit- und Terminplanung, die vor allem in komplexen Projekten mit festen Abhängigkeiten unverzichtbar ist.
Entscheidend ist deshalb nicht die Frage „welches Tool ist besser?“, sondern welches Werkzeug den Bedürfnissen deines Projekts am besten entspricht – oder ob eine Kombination beider Ansätze den grössten Mehrwert bringt.