Der Bund offeriert eine Investition in Millionenhöhe für den Betrieb einer Public Cloud in der Schweiz. Dabei scheinen nicht nur die gewünschten Anforderungen unrealistisch, Schweizer Anbieter füllen sich ausgeschlossen. Ist die Ausschreibung nur eine Farce, um die Cloud-Computing-Plattform von Microsoft zu etablieren?
Ausschreibung für eine Schweizer Public Cloud
Anfang des Jahres veröffentlichte der Schweizer Bund die Ausschreibung. Konkret gesucht sind bis zu fünf Anbieter einer Public Cloud. Den “Siegern” winken dabei insgesamt 110 Millionen Franken, denn das ist die avisierte Höhe der Investition. Die Ausschreibung ist generell für jegliche Art von Bewerbern offen. Allerdings müssen diese für den Zuschlag nicht unerhebliche Anforderungen aufweisen.
Public Cloud mit Rechenzentren auf Schweizer Boden?
Der Public Cloud Anbieter muss mindestens Rechenzentren auf drei Kontinenten aufweisen. Die angebotenen Public Cloud Services müssen dabei einer internationalen Kundschaft, also nicht nur der Schweiz, zur Verfügung stehen.
Einer der vielen Paragraphen der Ausschreibung besagt ausserdem, dass der Ort der Datenhaltung nach Regionen festlegbar sein darf. Hauptsache ist, dass im entsprechenden Land ein angemessener Schutz für natürliche Personen gemäss EDÖB (Eidgenössischer Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragter) festgelegt ist.
Die geforderten Services müssen “georedundant” auch auf Schweizer Boden bereitstehen. Das wiederum bedeutet, dass mindestens zwei voll funktionsfähige Rechenzentren an anderen (möglichst entfernten) Standorten vorhanden sein müssen. Dieser Umstand sorgt für Sicherheit bei Ausfällen oder Wartungsarbeiten. Der Standort eines Rechenzentrums in der Schweiz fällt bei der Gewichtung des Zuschlags jedoch nur mit 10% Bonus aus.
Hohe Anforderungen an das Servicespektrum
Kommen wir nun zu den Ansprüchen, die der Bewerber über die Server-Standorte hinaus erfüllen muss, um den Zuschlag des Schweizer Bundes für den Betrieb der Public Cloud zu erhalten. Insgesamt sind in der Ausschreibung 32 Public Cloud Services gelistet. Je mehr der Anwärter erfüllt, desto mehr Punkte streicht er ein. Mindestens aber müssen es 24 von den 32 sein.
Darüber hinaus gelten zusätzliche hohe Anforderungen an bestehende Zertifizierungen für die Services. Hier legt die ISO – die internationale Organisation für Normung – den Massstab fest. Für den Betrieb von Clouds gibt es diverse unterschiedliche ISO-Normen, unter anderem für den Wert der Cloud- Security und Privacy.
Microsoft schon im Vorfeld garantierter Sieger des Wettbewerbs?
Die ganzen Anforderungen zu erfüllen, ist kein Pappenstiel. Erschwerend hinzu kommt, dass es um ein Datenvolumen von schätzungsweise 10 Petabyte geht. Das zu verwalten, erfordert immense Rechenleistung.
Einige potenzielle Interessenten äusserten gegenüber der Zeitung Le Temps heftige Kritik an der Public Cloud Ausschreibung des Schweizer Bundes. Und in nicht wenigen davon heisst es, diese Ausschreibung sei wie “für Microsoft geschrieben”. Die Bundeskanzlei dementierte diese Vorwürfe. Die Ausschreibung richte sich grundsätzlich an alle Unternehmen, welche die Eignungskriterien erfüllen. Führt man sich diese allerdings noch einmal zu Gemüte, stehen die Winde für Microsoft auffallend günstig.