Es ist noch nicht lange her, dass Microsoft seinen Productivity Score zur Messung von Mitarbeiterleistung vorstellte. Das führte zu derart heftigem Aufruhr, sodass der Konzern direkt wieder zurückrudern musste.
Productivity Score zur Leistungsmessung
Dass Microsoft bei der Nutzung seiner Software so einiges an Nutzungsdaten sammelt, ist kein Geheimnis. Ein neues Feature namens Productivity Score, zu deutsch Produktivitätswert, stellte jedoch jede andere Datenerhebung in den Schatten.
Wie lang sind die Office 365 Programme auf dem Mitarbeiter-Bildschirm geöffnet? Diese Zeitmessungen allein waren erstmal kein allzu grosser Grund zur Sorge. Allerdings fliessen diese Zahlen anschliessend auf Wunsch in das Dashboard des Admins. Sprich: der Chef sah, wie lange seine Untergebenen mit ihren Arbeiten so zubrachten.
Damit nicht genug: Microsoft wagte es sogar, eine Bewertung zu erstellen, und zwar über besagten Productivity Score. In seinem Beitrag zur Produktivitätsbewertung erklärt Microsoft, wie das funktioniert.
Digitale Transformation und Überwachung
Schon in der Beschreibung des Productivity Score wird deutlich, dass das Tool eigentlich nicht zur Überwachung der Mitarbeiter dienen sollte. Vielmehr stehen verschiedene Indikatoren für die Messung der digitalen Transformation des jeweiligen Unternehmens.
Soviel jedenfalls zur ursprünglichen Theorie. Womit Microsoft also eigentlich Betrieben helfen wollte, Mängel oder Ansätze in Geschäftsprozessen festzustellen, wurde der Produktivitätswert stattdessen für die interne Mitarbeiter-Bewertung missbraucht.
Niemand weiss so richtig, wie genau sich der maximale Score zusammensetzt. Aber wenn ein etwas übereifriger Chef sieht, dass ein Maximum von 800 möglich ist und der gut bezahlte Mitarbeiter nie die 500er-Marke überschreitet… ja, was dann?
Datenschützer reagierten empört auf Productivity Score
Die Erfindung Productivity Score stammt natürlich – wer hätte es gedacht? – aus den USA. Dass es dort mit Datenschutz, Mitarbeiter- und digitalem Recht etwas anders aussieht als hierzulande, steht ausser Frage. Nicht nur hiesige Datenschützer, auch ganze Gewerkschaften und Juristen reagierten demzufolge extrem empört auf die neue Berichtsart.
Dass die gemessenen Daten den hiesigen Rechten derart entgegenstehen, hat Microsoft so offenbar nicht gesehen. Trotzdem reagierte der Konzern unverzüglich. Kurzerhand passte er den Productivity Score dergestalt an, dass die Messungen nicht mehr auf Mitarbeiterebene, sondern nur noch anonym erfolgen konnten.
Welche Daten sammelt Microsoft jetzt noch?
Ganz abstellen lässt sich das “Data Mining” vonseiten Microsoft natürlich nicht. Immerhin erfolgt die Erhebung bei Nutzung der Produkte jetzt wieder anonym. Trotzdem bleibt es bei der Messung folgender Werte:
- Statistische Nutzerdaten (Gerätemodell, Betriebssystem, Benutzersprache…)
- genauere Nutzungsdaten (wie etwa Anzahl von Besprechungen über Teams sowie deren Dauer und Teilnehmerzahl)
- Fehlerberichte (Fehlerprotokolle und bestimmte Ausnahmen werden an Microsoft gesendet)