google: der Standortverlauf von google mals

Google is watching you – Der Standortverlauf von Maps im Detail und die Frage, ob es sich um Fluch oder Segen handelt

Handynutzer richten ihr Smartphone ein und stimmen dabei grösstenteils bereitwillig der Standortermittlung zu. Wer Navigationsdienst und Suchmaschinerie von Google nutzt, erkennt die eigene Position als unabdingbare Grundlage an. Ob und was sich jedoch tatsächlich noch alles hinter der Ermittlung des Aufenthaltsorts versteckt, ist dem Grossteil nicht klar. Wir fühlen dem Standortverlauf einmal genauer auf den Zahn und zeigen Ihnen, was Google noch alles über Sie weiss – und wie Sie das bei Bedarf jederzeit nachvollziehen oder gar ganz abstellen können.

Aktives GPS-Signal gerät bei Corona-Krise beinahe in Vergessenheit

Man sitzt Zuhause fest. Soziale Kontaktpflege findet über alternative Medien statt – es wird telefoniert, gechattet und gemailt, persönliche Treffen sind aufs Minimum beschränkt. Wenn man dafür nicht den heimischen Computer nutzt, muss das Smartphone herhalten. Es ist eingeschaltet, die aktiven Programme laufen im Vordergrund und verschleiern dabei manchmal den Blick auf das, was noch alles dahinter vonstatten geht – das GPS-Signal des Handys ist aktiv und gibt munter den eigenen Aufenthaltsort preis.

Dieser wird an die Google-Server gesendet, protokolliert und dauerhaft gespeichert. Bleibt man lange Zeit daheim, ergibt sich aus den Daten kein besonders interessanter Verlauf. Spannend wird es dann, wenn Bewegung ins Spiel kommt. Welches Verkehrsmittel ist das bevorzugte Fortbewegungsmittel? Welche Streckenlängen haben Reisende in welcher Zeit hinter sich gebracht? Wie lange hat sich ein Besucher an einem bestimmten Ort aufgehalten?

Permanent frische Lieferung – Standortverlauf und Zeitachse im Detail

Die Neugier auf die eigene Statistik lässt sich ganz leicht befriedigen: Egal ob mobil oder auf dem Desktop unterwegs, die Google-Hilfe liefert den korrekten Link, sofern der Nutzer nicht schon den Maps-Button auf seinem Handy-Startbildschirm findet. Innerhalb von Google Maps erreicht man per Registerkarte alle relevanten Funktionen, darunter auch den Bereich “Meine Zeitachse“.

Nach dem Klick präsentiert sich dem Nutzer die Google-Karte. Und, siehe da, ein blau leuchtender Punkt zeigt auch schon den aktuellen Standort an. Das heisst, GPS und damit Standortverlauf sind aktiviert und kräftig am Ermitteln und Speichern. Wie wir sehen, läuft also alles in Echtzeit ab.

Widmen wir uns also nun näher besagter Zeitachse. Beim Einstieg über den entsprechenden Button ist automatisch der heutige Tag vorbelegt. Sofern man schon unterwegs war, finden sich hier alle Orte, die man besucht hat und die Information, wie man dorthin und wieder zurück gelangt ist. Auch die jeweilige Dauer des Besuchs wird aufgezeichnet.

Mit einer Reise über die Zeitachse in Erinnerungen schwelgen

Wer den Klick wagt, wird mit einer wahren Erinnerungsflut belohnt: Insbesondere auf der Desktop-Version sehr ansehnlich öffnet sich eine (Welt)Karte, auf der alle jemals besuchten Orte mit einem roten Punkt markiert sind. Wem das nicht reicht, findet zudem noch diverse weitere Statistiken, wie etwa die Anzahl aller Orte oder zuletzt verwendete Navigationsrouten. Dafür einfach auf folgenden Link klicken: https://www.google.com/maps/timeline?pb .

Per Änderung des Datums wird man auf den gewünschten Zeitpunkt weitergeleitet. Wenn Sie sich also wünschen, an einen ganz bestimmten Tag zurückzukehren und zu erfahren, was Sie alles unternommen haben, werden Sie fündig. Auf diese Weise lassen sich also ganz einfach Orte, die man vielleicht noch einmal besuchen will, an deren Namen man sich aber nicht erinnern kann, wieder ins Gedächtnis rufen.

Tracking unter modernsten Gesichtspunkten

Natürlich soll der alleinige Nutzen des Google-Dienstes nicht darin bestehen, bei Bedarf in den guten alten Zeiten zu schwelgen. Was das oft passive Helferlein so alles kann, listen wir nachfolgend (nur ansatzweise erschöpfend) auf:

  • Anhand Häufigkeit aufgesuchter Orte werden Empfehlungen ermittelt und dem Nutzer aufgezeigt. Das fängt mit Restaurants in der Nähe an und endet in Vorschlägen der kostengünstigsten Parkplätze.
  • Aus allen Aufzeichnungen lassen sich Vorlieben vermuten, die zu personalisierten Werbeanzeigen führen. Firmen, deren Zielgruppe sich auf denselben Bereich konzentriert, werden hier also entsprechend bedient.
  • Auch kann sich ein reich gefüllter Standortverlauf auf Google-Suchvorgänge auswirken. Die angezeigten Ergebnisse orientieren sich stark an erkannten Interessen und Vorlieben.
  • Ein nicht zu unterschätzender Aspekt sind bei Aufruf eines Ortes die Stosszeiten. Dank dieser ausgefeilten Datenanalyse kann sich der Nutzer kurzfristig entscheiden, einen aktuell überfüllten Ort erst mal zu vermeiden. Passende Alternativen lassen sich genauso einfach finden.
  • Die Navigationsfunktion unterstützt tatkräftig bei Findung der kürzesten Strecke, bietet Aufschluss über Baustellen und Verkehrswarnungen, on-top kann sie sogar Informationen über günstigste Ticket- und Benzinpreise liefern.
  • Auf Erkundungstour gehen mittels Street View: Dieser Zusatzdienst lässt die Welt in Strassenperspektive in ganz neuem Licht erscheinen. In 360 Grad wird das Gesamtbild anhand Panoramaufnahmen und Nutzer-Fotos komplettiert.
  • Last but not least existiert in Form der Sterne-Kategorie ein zugleich praktisches und komfortables Bewertungssystem. Kunden haben jederzeit die Option, ihre Besuche zu bewerten und mit ausführlichen Kommentaren und Fotografien sowie Videos zu bestücken.

Die Erkennung bei sämtlichen Analysen ist dabei relativ gering fehleranfällig. Anhand der Geschwindigkeit der GPS-Verlagerung wird Google höchstwahrscheinlich wissen, wenn Sie im Flugzeug und nicht im Auto sitzen oder dass Sie den Atlantik nicht durchschwommen, sondern eher auf einer Fähre überquert haben.

“Die Daten sind falsch“ oder „Ich will das nicht“ – kann man sich überhaupt gegen die Google-Datensammlung wehren?

Kurzum: Ja, das kann und darf man durchaus – noch dazu ohne schlechtes Gewissen. Wem es nur darum geht, falsch ausgewertete Daten zu korrigieren, kann dies ganz simpel über den Zugriff auf die eigene Zeitachse tun. Egal, welches Datum oder welcher Besuch einer Korrektur bedarf, jegliche Datenerfassung kann manuell berichtigt und ebenso komplett gelöscht werden. Eine Löschung ist über folgenden Link möglich: https://www.google.com/locationhistory/delete?pb

Um aus seinem Dienst keine Wissenschaft zu machen, gibt Google in Echtzeit gelegentlich Meldungen an den jeweiligen Nutzer, in denen er gebeten wird, einen Besuch zu bestätigen. Direkt kommt damit die Option einher, ganz abzulehnen beziehungsweise sich auf einen anderen Ort festzulegen.

Komplettabschaltung nicht über „Standortverlauf“, sondern „Web- & App-Aktivitäten“!

Die Google-Hilfe ist eingangs eventuell etwas irreführend, denn sie besagt „Wenn Sie den Standortverlauf deaktivieren, werden die von Ihnen besuchten Orte nicht mehr gespeichert“. Das hat allerdings nicht zur Folge, dass Google nicht trotzdem weiss, wo der Nutzer ist – werden andere Dienste weiter aktiv genutzt, ist die Datenkette meist nur temporär unterbrochen.

Gräbt man tiefer in den Zugriffsrichtlinien, erfährt man, dass es in ein paar Berechtigungen heisst: “In den Web- & App-Aktivitäten werden Ihre Aktivitäten auf Google-Websites sowie in Apps und Diensten von Google gespeichert, einschliesslich Suchvorgängen, Interaktionen mit Google-Partnern sowie zugehöriger Informationen über Standort und Sprache.“ Damit ist der letzte Verursacher gefunden. Wenn Sie überhaupt nicht damit einverstanden sind, Ihren Standort preiszugeben, lässt sich die Berechtigung wie folgt entziehen:

  1. Öffnen Sie Ihr Google-Konto
  2. Navigieren Sie in den Reiter „Daten & Personalisierung“
  3. Verschieben Sie den Marker bei Web- & App-Aktivitäten von rechts nach links (bzw. von blau auf grau)
  4. Wollen Sie zusätzlich die bisher gesammelten Daten löschen, fahren Sie fort zu Aktivitäten verwalten und wählen dort die entsprechende Funktion Aktivitäten löschen nach aus

Bei Abschaltung des Trackings sollten Sie sich jedoch darüber bewusst sein, dass Google Ihnen anschliessend nicht mehr die ganze Vorteilspalette seiner Tools zur Verfügung stellen kann und Ihr Nutzererlebnis dadurch eventuell einige Einbussen erfährt. Werbung zum Beispiel lässt sich im Grunde nirgendwo endgültig unterbinden – manch einem ist es da lieber, wenigstens nicht mit anonymen und unpassenden Anzeigen konfrontiert zu werden, sondern auch mal durchaus nützliche Vorschläge aufzufinden.

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