Obwohl unbescholtene Bürger auf den Anstand von Cyberkriminellen hofften, machen diese auch während der Corona-Krise vor nichts und niemandem Halt. Der Cybercrime nimmt mit Corona ganz neue Ausmasse an. Experten reden sogar bereits von einer “virtuellen Pandemie”.
Corona Cybercrime trifft empfindliche Branchen
Als wäre die wirtschaftliche Krise nicht schon genug, nehmen Cyberkriminelle inzwischen sogar ganz gezielt besonders empfindliche Ziele ins Visier. Damit ist keinesfalls gemeint, dass besagte Ziele zwangsläufig anfälliger für Cyberbedrohungen sind. Ihre Stellung trifft die nationale Wirtschaft allerdings besonders hart, wenn wichtige Produktions- oder Lieferketten durch einen Cyberangriff unterbrochen werden.
Zu besagten Zielen, deren Einschränkungen durch den Corona Cybercrime in den Medien besonders heiss diskutiert wurden, zählen auch einige Schweizer Unternehmen.
Schweiz: Erpressungsversuch gegen Huber+Suhner
Bei Huber+Suhner dreht sich alles um Verbindung – “Connecting – today and beyond”, wie es auf deren Webseite heisst. Vielleicht war genau das der Umstand, der das Unternehmen zu einem lukrativen Angriffsziel für den Corona Cybercrime machte. In zwei Pressemitteilungen Ende letzten Jahres war die Rede von einer Cyberattacke. Folge waren eine Produktionsunterbrechung und starke Lieferverzögerungen. Und obwohl es die Cyberkriminellen versuchten, betonte Huber+Suhner von Anfang an, dass sie sich nicht erpressen lassen.
Schweizer Spital der Hirslanden-Gruppe Ziel von Cyberangriff
Obwohl diverse Cybercrime Gruppierungen zu Anfang der Corona-Krise versprachen, keine schädlichen Aktionen durchzuführen, halten sich offensichtlich nicht alle kriminellen Vertreter an dieses Versprechen. Die Hirslanden-Gruppe war im Sommer letzten Jahres Opfer eines Cyberangriffs. Im Detail verhielt es sich offenbar so, dass die Schadsoftware Trickbot über Makros eines infizierten Email-Anhangs in das Firmennetzwerk geriet. Folge war die Verschlüsselung diverser Daten.
Corona Cybercrime gegen Impfstoffdaten in Deutschland
Sogar die Europäische Arzneimittelbehörde EMA war Ziel eines Cyberangriffs. Die Eindringlinge entwendeten dabei empfindliche Zulassungsdokumente für den Corona-Impfstoff, den das Biotechnologie-Unternehmen Biontech/Pfizer in Mainz, Deutschland, herstellt. Detlef Schmuck, Geschäftsführer von Teamdrive, einem deutschen Cloud-Service-Anbieter, nahm diese Cyberattacke genauer unter die Lupe und kam zu einer verheerenden Theorie.
Corona – Von Cybercrime und virtueller Pandemie
Insbesondere die Cyberattacke auf Impfstoffdaten wertet Detlef Schmuck als üblen Vorboten. Da der Cybercrime während der Corona-Pandemie stetig neue Maschen entwickelt und immer weiter wächst, ging er mit seiner Aussage sogar so weit, die nächste Pandemie als virtuell zu prognostizieren. Die Digitalisierung geht immer schneller vonstatten, das macht Daten allerdings nicht weniger sensibel.
Vor allem für digitale Betriebe stellen deren Daten das wichtigste Betriebsvermögen dar, so Schmuck. Der Verlust von Daten ist die schwerste Folge, während beschädigte Speicher oder kurzzeitig unterbrochene Netzwerke recht einfach reparabel sind. Datendiebstahl hingegen hat meist bleibende Folgen.
Unser Schweizer Weltwirtschaftsforum bezeichnete Cybercrime in seinem Global Risk Report 2020 als das zweitgrösste Risiko für die gesamte Weltwirtschaft. Diese Prognose gilt bis zum Jahr 2030. Hoffen wir, dass Corona bis dahin nur noch in den Geschichtsbüchern auftaucht.