Immer mehr Unternehmen und Privatpersonen erhalten Abmahnungen, Rechnungen oder Zahlungsaufforderungen, die auf den ersten Blick offiziell wirken – bei genauerem Hinsehen jedoch Fälschungen sind. Ob per E-Mail oder sogar per Post: Solche Fake Abmahnungen können verunsichern und im schlimmsten Fall Geld kosten. Wir haben Tipps zusammengestellt, wie du dich vor dieser Betrugsmasche schützen kannst.
Wie gelangen Betrüger an meine Postanschrift oder Emailadresse?
Betrüger nutzen gezielt öffentlich zugängliche Datenquellen, um an E-Mail-Adressen oder Postanschriften zu gelangen. Dazu gehören unter anderem:
- Handelsregistereinträge: Wer ein Unternehmen gründet oder eine Einzelfirma anmeldet, erscheint im Handelsregister – inklusive Geschäftsadresse. Diese Daten sind online öffentlich abrufbar und werden oft automatisiert ausgelesen.
- Impressumspflicht auf Webseiten: Betreibst du eine Webseite mit geschäftlichem oder redaktionellem Inhalt, bist du in den meisten Fällen verpflichtet, ein Impressum mit vollständiger Adresse und E-Mail zu veröffentlichen. Auch diese Informationen können leicht kopiert und missbraucht werden.
- Domainregistrierung (WHOIS-Daten): Bei der Registrierung von Domains können persönliche Daten – je nach Provider und Datenschutzoption – öffentlich einsehbar sein. So erfahren Dritte, wer hinter einer bestimmten Domain steckt.
- Datenlecks & E-Mail-Sammlungen: Manche E-Mail-Adressen stammen aus gehackten oder öffentlich gewordenen Datenbanken – beispielsweise durch Datenlecks bei Online-Diensten. Diese Listen werden im Darknet gehandelt und von Kriminellen für Spam und Phishing genutzt.
- Soziale Netzwerke und Eigenveröffentlichung: In manchen Fällen geben Nutzer ihre geschäftlichen Kontaktdaten auch selbst preis, etwa in Social-Media-Profilen, Foren oder in PDFs (wie Lebensläufen, Präsentationen oder Whitepapers), die online auffindbar sind.
Wer ist betroffen?
Kurz gesagt: eigentlich jeder. Besonders häufig trifft es jedoch Personen und Unternehmen in folgenden Situationen:
- Du bist gerade umgezogen und hast deine Adresse bei Behörden, Handelsregister, oder anderen Stellen aktualisiert.
- Du hast ein neues Unternehmen gegründet oder dich als Selbstständiger irgendwo registriert.
- Du hast kürzlich eine Webseite oder Domain angemeldet, z. B. mit Impressumspflicht.
- Deine Daten sind online öffentlich zugänglich (z. B. via WHOIS, Handelsregister, Impressum).
- Du hast dich bei einem Online-Dienst oder Business-Verzeichnis eingetragen.
Viele Fake-Abmahnungen nutzen gezielt öffentlich zugängliche Informationen, um echt zu wirken – besonders kurz nach Neuregistrierungen oder Umzügen.
👉 Fazit: Selbst wenn du achtsam mit deinen Daten umgehst, sind viele Informationen durch gesetzliche Vorgaben oder geschäftliche Notwendigkeiten öffentlich. Das macht es leider einfach für Betrüger, gezielt realistische Fake Abmahnungen zu erstellen.
In welchen Formen gibt es Fake Abmahnungen?
Fake-Abmahnungen können in ganz unterschiedlichen Formen auftreten – oft täuschend echt und genau auf die Zielperson zugeschnitten.
- E-Mails mit angeblich juristischen Drohungen, etwa wegen Urheberrechtsverletzung, Markenrechtsverstössen oder Datenschutzvergehen
- Briefe mit Zahlungsaufforderungen, oft mit Fristen und Einschüchterungstaktiken
- Rechnungen für angebliche Dienstleistungen, z. B. für Branchenbucheinträge oder Domainregistrierungen
- Scheinbar offizielle Dokumente, z. B. mit dem Wappen oder Logo einer Behörde, obwohl keine Verbindung besteht
Ob per E-Mail oder klassisch per Post – Fake-Abmahnungen zielen darauf ab, Stress und Verunsicherung auszulösen, um Betroffene zu schnellen Zahlungen oder Reaktionen zu drängen. Je nach Zustellweg unterscheiden sich die Erkennungsmerkmale. Deshalb lohnt sich ein genauer Blick.
Fake Abmahnungen erkennen – Emails
E-Mails sind für Betrüger besonders attraktiv: schnell verschickt, leicht skalierbar, und viele Empfänger klicken in der Eile auf Links oder Anhänge. Zum Glück gibt es aber einige klare Warnsignale, sodass Emails im Vergleich etwas leichter als echt oder Betrug einstufen lassen.
- ⚠️ Verdächtige Absenderadresse: Der Absender wirkt auf den ersten Blick vertraut – bei genauerem Hinsehen verbirgt sich aber oft eine kryptische Domain oder eine Adresse mit Rechtschreibfehlern.
- ‼️ Druck durch Fristen oder Drohungen: Sätze wie „Letzte Mahnung vor Einleitung rechtlicher Schritte“ oder „Zahlung innerhalb von 24 Stunden erforderlich“ sollen dich unter Druck setzen. Rechtlich gesehen sind solche Fristen allerdings meistens an den Haaren herbeigezogen.
- ⚠️ Anhang im Word- oder ZIP-Format: Rechtsanwälte würden sensible Inhalte niemals ungefragt in unsicheren Dateiformaten versenden. Diese Anhänge enthalten oft Schadsoftware oder führen zu Phishing-Webseiten.
- ⚠️ Fehlende oder unklare Mandantenangaben: Echte Abmahnungen nennen den konkreten Mandanten, das betroffene Werk (z. B. ein Foto oder Text) und den genauen Verstoss. Fehlende Details sind ein Alarmsignal.
- ⚠️ Ungewöhnliche Sprache oder Stilbrüche: Viele Fake-Mails sind automatisiert übersetzt und enthalten holprige Formulierungen oder veraltete bzw. sogar fehlerhafte Anredeformen.
Fake Abmahnungen erkennen – Postalische Schriftstücke
Per Briefpost versendete Fake Abmahnungen wirken oft täuschend echt – mit professionellem Briefpapier, offiziellen Stempeln oder Siegeln und sogar echten Absenderadressen. Umso wichtiger ist ein kritischer Blick.
- Fehlende Nachvollziehbarkeit der Forderung: Wenn dir nicht klar ist, was du angeblich falsch gemacht haben sollst – z. B. keine klar benannte Urheberrechtsverletzung oder kein konkreter Bezug zu deinem Geschäft –, ist Skepsis angebracht.
- 🛡️ Gefälschte Schreiben arbeiten oft mit Symbolen wie dem Schweizerkreuz, Gerichtssiegeln oder QR-Rechnungen, die offiziell aussehen. Auch ein Registrierungsvermerk beim Handelsregister oder ein „Rechtsanwaltstitel“ sind leicht fälschbar.
- Keine oder zweifelhafte Unterschrift: Fehlt die Unterschrift vollständig, ist sie nur ein eingescanntes Bild oder wirkt künstlich erzeugt, solltest du misstrauisch werden.
- ⚠️ Ungewöhnliche Zahlungsinformationen: Wenn du zur Zahlung auf ein Konto im Ausland oder auf eine IBAN mit falschem Landeskürzel aufgefordert wirst – Finger weg!
- 📞 Kein erreichbarer Ansprechpartner: Fake-Briefe geben oft nur E-Mail-Adressen an – oder Telefonnummern, bei denen allerdings nie jemand abhebt. Bei seriösen Kanzleien erreichst du in der Regel jemanden.
- 🔍 Absender prüfen: Existiert die Kanzlei oder Firma wirklich? Hat sie eine eigene Webseite? Stimmen Adresse, Telefonnummer und UIDs mit einem offiziellen Registereintrag überein? Das kannst du sehr leicht nachprüfen, zum Beispiel über den Zentralen Firmenindex der Schweizer Eidgenossenschaft – dieses Suchportal greift auf die Daten aller kantonalen Handelsregisterämter zu und ermöglicht dir, zu überprüfen, ob ein Unternehmen in der Schweiz offiziell registriert ist.
💡 Tipp: Lass dich nicht von professionellem Layout oder juristischem Vokabular blenden – bei Unsicherheit lieber Rücksprache mit einem Anwalt oder der zuständigen Handelskammer halten.