Fragt man die Mitarbeiter, die – ob durch die Corona-Pandemie oder auch im Vorfeld schon – im Homeoffice arbeiten, zeigen sich die meisten sehr zufrieden. Auf der Unternehmensebene sieht das Ganze jedoch anders aus. Viele Arbeitgeber kämpfen mit den Risiken, die das Homeoffice-Arbeiten so mit sich bringt.
Homeoffice – Beipackzettel mit Risiken und Nebenwirkungen
Die Vorteile von Heimarbeit liegen oft klar auf der Hand. Der Arbeitnehmer spart sich Wegezeiten für Fahrten zur Betriebsstätte. Zuhause ist er insgesamt flexibler, sowohl was die Arbeitsplatzgestaltung als auch die Einteilung seiner Arbeitszeit angeht. Dadurch ist die Motivation meist viel höher als bei jenen Mitarbeitern, die keinen Anspruch auf Homeoffice haben. Je nach Arbeitgeber gibt es natürlich mehr oder weniger strenge Vorgaben.
Wir stiessen bei unseren Recherchen über die Vor- und Nachteile von Homeoffice auf zwei Studien. Auf der einen Seite führte das Unternehmen SafeGuard Cyber eine Umfrage zu digitalen Risiken durch. Auf der anderen Seite befragte CyberArk Heimarbeiter zu ihrem Umgang mit IT-Risiken.
Kaum Bewusstsein für IT-Risiken im Homeoffice
Auf Seiten der Arbeitnehmer zeigte die Befragung von CyberArk einiges an Nachholbedarf. Die Awareness für IT-Security, also das Bewusstsein für Sicherheitsrisiken, wird unter den 2.000 Befragten eher als Nebensache betrachtet.
- über 90 % der Mitarbeiter nutzen dieselben Passwörter für ihre privaten und geschäftlichen Accounts
- mehr als die Hälfte benutzt den Firmenrechner (unerlaubt) für private Zwecke
- ebenso ist mehr als die Hälfte der Befragten nachlässig mit expliziten Firmenvorgaben:
- beispielsweise senden sie sensible Daten an ihre privaten Emailadressen, um die Übertragung zu beschleunigen
- und/oder sie installieren auf dem Firmenrechner unzulässige Software
- rund ein Drittel der befragten Mitarbeiter gewährt sogar Familienmitgliedern Zugang zum Firmenrechner
Arbeitgeberseite ebenso besorgt
Derlei Offenbarungen könnten ein – durchaus guter – Grund sein, aus dem sich immer noch viele Unternehmen scheuen, ihren Mitarbeitern Heimarbeitsplätze einzurichten. Die Digital Risk Survey von SafeGuard Cyber zeigte aber noch weitere Sorgen, mit denen die Arbeitgeberseite sich plagt. Diese Umfrage richtete sich dabei weniger gezielt auf Homeoffice, zeigt aber ebenso deutlich die Bewertung von dessen Risiken.
- bei 31 % haben sich Geschäftsprozesse in der “neuen digitalen Realität” erheblich geändert
- 26 % der befragten Betriebe überstürzten wichtige Projekte aufgrund der Corona-Krise
- über die Hälfte sieht genutzte Kommunikationskanäle als eines der grössten Homeoffice Risiken, insbesondere zählen dazu Microsoft Teams und Slack
- rund ein Viertel hält auch private Social Media Accounts auf Führungsebene für problematisch
- eines der Homeoffice Risiken Nummer Eins sehen 52 % der Arbeitgeber auch in der Nutzung von nicht unterstützter/sanktionierter Anwendungen auf Arbeitnehmerseite
- 59 % kämpfen wegen zu knappem Budget mit technologischen Herausforderungen
- 56 % sind besorgt um ihre Geschäftsergebnisse, u.a. Wachstum sowie Agilität
Transparenz im Homeoffice beseitigt Risiken
Anhand der Ergebnisse sehen wir, dass einige der Aussagen unmittelbar miteinander zusammenhängen. Nehmen wir nur einmal die Tatsache, dass die Hälfte der Arbeitnehmer fremde und potenziell schädliche Software installiert, während die Arbeitgeberseite sich genau um diesen Umstand Sorgen macht.
Leider besteht die augenscheinliche Lösung vielerorts darin, den Arbeitnehmern grundsätzlich einen Zugang zum Homeoffice zu verwehren. Dabei wäre es viel besser, auf beiden Seiten für die nötige Transparenz und eben das richtige Miteinander zu sorgen. Homeoffice ist für Angestellte etwas Gutes, also eine Art Belohnung. Dazu zählt eine Menge Vertrauen – und zwar auf beiden Seiten.
Damit das begehrte Homeoffice nicht zu einem Überwachungsstaat mutiert, klären Sie die betreffenden Mitarbeiter im Vorfeld eindringlich über alles auf. Ihre Ansprüche, Vorgaben, Erwartungen, aber auch Sorgen. Machen Sie aus den Risiken, aus denen erhebliche unternehmerische Folgen entstehen können, kein Geheimnis. Erst dann realisieren auch die Mitarbeiter, dass der Heimarbeitsplatz viel mehr sein muss als nur der private Schauplatz, an dem nebenher mal ein bisschen Arbeit erledigt wird.