Verbot der alternativen Schulmethode über „Zoom“ in USA während Corona-Krise führt zu erneutem Umdenken

Nicht nur in der Schweiz, Deutschland und Österreich bleiben die Schulen aufgrund der Corona-Krise momentan geschlossen. Wie auch hierzulande sind amerikanische Schulen teilweise dazu übergegangen, den Unterricht mittels Videokonferenzsoftware abzuhalten. Dafür wurde die Software „Zoom“ genutzt, die aufgrund akuter Sicherheits- und Datenschutzbedenken jedoch kurzfristig von der US-Regierung verboten wurde.

New Yorker Bildungsministerium spricht offizielle Warnung aus

In New York nahm es seinen Anfang: Richard A. Carranza, der städtische Bildungsbeauftragte, brachte per Email das Gebot in Umlauf, die Schulen dürften Zoom bis auf weiteres nicht mehr verwenden. Kurz darauf folgten auch Schulen in Nevada und Washington diesem Beispiel. Sogar namhafte Grosskunden wie Autohersteller Tesla sind kurzerhand von „Zoom“ abgesprungen.

Die genaue Ursache bleibt jedoch im Dunkeln. Seit geraumer Zeit muss Zoom bereits gegen negative Presse kämpfen. Und obwohl es nach eigener Aussage schon diverse Änderungen gab, um Sicherheitsprobleme zu beheben und auf geäusserte Kritiken einzugehen, scheint sich der schlechte Ruf nun durch Abwanderung der amerikanischen Kundschaft noch weiter zu manifestieren.

“Zoom Video Communications“ – eine Kurzdarstellung

Bei “Zoom“ handelt es sich um eine Software für Videokonferenzen, am besten vergleichbar mit in Deutschland genutzten Alternativen wie „What‘sApp Video“, „Skype“ oder „Google Hangouts“. Seit 8 Jahren ist die Zoom-Software erhältlich und wird überwiegend von Firmen genutzt. Mit der Corona-Krise, in der Remote-Arbeit zur Musterlösung schlechthin wird, erfuhr Zoom einen Aufschwung, allein an der Börse wuchs der Unternehmenswert auf das 1,7-fache.

Mit grosser Macht kommt grosse Verantwortung

Wo genau lag also nun das Problem an der Videokonferenzsoftware, das zum Umbruch führte? Leider häuften sich die monierten Sicherheitsaspekte ähnlich ausschweifend wie die abgesprungenen Kunden:

  • Vertrauliche Kundendaten sollen ungefragt an Facebook weitergegeben worden sein.
  • Aufgrund verstärkter Auslastung wurden einige Konferenzen angeblich auf Server in China ausgelagert.
  • Auf Apple-Geräten wurden der Software Berechtigungen erteilt, die nicht vom Nutzer bestätigt und kontrolliert werden konnten. Selbst nach der Deinstallation blieben diese Berechtigungen intakt.
  • Fehlende Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ermöglichte Unberechtigten Zugriff auf vertrauliche Daten.
  • Es wurde angenommen, dass es sehr leicht ist, an verwendete Webdaten heranzukommen.

Die letzten beiden Punkte waren wahrscheinlich der Auslöser allen Übels: Mit harmlosen Scherzen fing es an, dass Unbefugte in Konferenzen eindrangen und sich dort verlustierten. Als dann allerdings per Remote abgehaltene Schulstunden zum Ziel von rassistischen Angriffen wurden, sahen sich die Bildungsbeauftragten zum Handeln gezwungen.

Zoom gesteht sich einige Mängel ein

Wie eingangs erwähnt, befasste sich Zoom ob der Corona-Krise und damit einhergehender Serverauslastung bereits mit einigen Anpassungen. So wurde beispielsweise nach ersten Hacker-Angriffen als Standardeinstellung definiert, sämtliche Konferenzen mit Passwörtern für den Eintritt auszustatten. Am 04.04.2020 ging Zoom über Twitter mit einem Post online, indem es ins deutsche übersetzt hiess:

Sie können Zoom sowohl privat als auch für Ihr Unternehmen sicher nutzen. Allerdings sollten Sie vorab lesen, wie Sie sich und Ihre Firma effektiv schützen können…

Wer zwischen den Zeilen liest, dürfte anhand der Formulierung sehen: Zoom ist sich seiner Fehler bewusst. Gleichzeitig ist der Konzern natürlich um die Wiederherstellung seines Rufs bemüht. Mit wenigen Handgriffen dürfte das jedoch nicht getan sein. Es ist davon auszugehen, dass Zoom eine Weile vor allem mit der Fehlerbehebung beschäftigt sein dürfte, ehe ganz neue Sicherheitsstandards definiert werden können.

Offizielle Stellungnahme von Zoom – ernstzunehmen oder zu bemüht?

(Aus dem Englischen übersetzt) Zoom nimmt Privatsphäre, Sicherheit und Vertrauen seiner Benutzer sehr ernst. Während Zoom ursprünglich für den Einsatz in Unternehmen entwickelt wurde, wird es aktuell von einer grossen Anzahl Institutionen weltweit und alleinig genutzt. In der COVID-19-Krise sind wir Vollzeit damit beschäftigt, Krankenhäusern, Universitäten, Schulen und anderen Organisationen international den Betrieb sicherzustellen. Seitdem verzeichnen wir immer mehr neue Benutzer und kümmern uns proaktiv darum, alle relevanten Richtlinien von Zoom in Verbindung mit den besten Nutzungsmöglichkeiten bereitzustellen. Insbesondere die Nutzer, die unsere Software für Schulunterricht verwenden, wollen wir ermutigen, die Richtlinien zu befolgen…

Anhand dieses Statements wird noch einmal deutlich, dass Zoom mit einem solchen Ansturm wie zur Zeit der Corona-Krise wohl nicht gerechnet hat. Insofern sollten wir mit vorschnellen Verurteilungen also vorsichtig sein. Anhand der Aussagen und Updates sehen wir ausserdem, dass Zoom tatsächlich am Ball bleibt und alle Kritiken ernst nimmt.

Deutsche Datenschützer empfehlen Alternativen

Niemand kann oder will Ihnen vorschreiben, welche Software für Videokonferenzen Sie verwenden sollten. Zoom steht Nutzern im Deutschsprachigem Raum ebenso zur freien Verfügung wie in Amerika. Auf diversen Bewertungsquellen hat die Zoom-Software de facto überwiegend positives Feedback erhalten. Generell sollte es bei der Wahl von Software für Remote-Aktivitäten darauf ankommen, was Sie sich davon erwarten – und wie hoch Ihr eigener Sicherheitsanspruch ist.

  • Namhaft und altbewährt? Pädagogen und Schüler in den USA werden aktuell neu auf die Nutzung von Microsoft Teams geschult.
  • Ebenso bekannt dürften die Konkurrenten von Google, Facebook und Apple sein: Google ermöglicht Videoaustausch über Hangouts, bei Facebook übernimmt die Funktion der Messenger und Apple-Nutzern winkt “FaceTime“.
  • Skype ist nach wie vor unbestrittener Marktführer in Sachen Videokonferenz.
  • Sogar der Amazon-Konzern will mit seinem Newcomer-Projekt Chime eine neue Möglichkeit für professionelle Nutzer schaffen.
  • Unsere deutschen Datenschützer nennen beim ersten Lesen nicht ganz so vertraute Konkurrenten wie BlueBigButton und Jitsi Meet. Vorteil dieser Dienste soll vor allem sein, dass die Programme quelloffen sind – was bedeutet, dass Transparenz bei der Nutzung an erster Stelle steht.
  • Neu ist aus der Schweiz die Lösung Meet von Inofmaniak dazu gekommen.

Wofür Sie sich auch entscheiden, aus dem Fall – im wortwörtlichen als auch übertragenen Sinne – Zoom können deutsche Konferenzteilnehmer so einiges lernen. „Remote“ lässt sich leicht daher sagen, bietet uns unzählige Möglichkeiten, beherbergt jedoch auch gleichermassen Risiken – sei es die alltägliche Arbeit oder der rein private Austausch, den Faktor Sicherheit sollten Sie nie ausser Acht lassen. Unabhängig vom Anbieter der Wahl sollen bereitgestellte Richtlinien Ihnen dazu dienen, sich zugleich mit dem bestmöglichen Nutzererlebnis als auch unbesorgt durchs Netz zu bewegen.

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