Frauen haben nicht nur in der wirklichen Welt mit Vorurteilen zu kämpfen, die virtuelle Welt ist ebenfalls auf den Mann ausgerichtet. Webdesign “von Männern für Männer” ignoriert Frauen zwar nicht bewusst, vergisst sie jedoch oftmals. Dabei ist das Nutzerverhalten von Männern und Frauen oft gar nicht so verschieden. Manchmal genügen bereits Kleinigkeiten, um eine Webseite geschlechtsneutral zu gestalten. Dennoch wirft Webdesign, das beide Geschlechter gleichermassen berücksichtigt, noch viele Fragen im Bezug auf die Umsetzung auf.
Ist Webdesign “männlich”?
In vielen Lebensbereichen dominieren Informationen, die ein männliches Individuum meist mit heller Hautfarbe widerspiegeln. Dabei unterteilt sich die Weltbevölkerung etwa zu gleichen Teilen in Männer und Frauen. Unternehmen, die ihre Webseiten nicht danach orientieren, verzichten dadurch möglicherweise auf potenzielle Umsätze.
Daher sollte es im Interesse jedes Webseitenbetreibers sein, sein Design und seine Inhalte für beide Seiten zu optimieren. Dies gilt nicht nur für das Webdesign, sondern ebenso für den gesamten Content. Denn auch Männer interessieren sich für Körperpflege und viele Frauen basteln gerne an Autos!
Zielgruppe finden
Viele Unternehmen stellen oft erstaunt fest, dass ihre Zielgruppe vor allem im Bezug auf das Geschlecht nicht so einseitig ist, wie sie denken. Das sollte auch das Webdesign später wiederspiegeln. Bei der Erfassung einer Zielgruppe sollte das Geschlecht, egal um welche Inhalte es geht, eine untergeordnete Rolle spielen. Relevanter sind andere Faktoren wie das Alter, gleiche Interessen oder demografische Gemeinsamkeiten. Um tatsächlich eine Zielgruppe zu definieren, muss vorab der Zweck der Webseite definiert werden.
Im Falle gemeinsamer Anschaffungen bestimmen nicht selten die Frauen auch bei Dingen mit, die früher reine “Männersache” waren. Frauen verwalten meist das Haushaltsbudget und bringen sich bei Renovierungen entsprechend mit ein. Typisch männlich und typisch weiblich verschwimmt langsam und das sollte auch im Webdesign Berücksichtigung finden.
Eine neue Sichtweise auf Webdesign entwickeln
Die Welt der Frauen ist nicht ausschliesslich Pink und Männer kennen mehr als nur die Farbe Schwarz. Tatsächlich geben sowohl Männer als auch Frauen an, dass sie Farben wie Blau oder Grün bevorzugen. Dies ist auch nicht verwunderlich, denn damit umgibt uns die Natur täglich.
Über Bilder werden sowohl Männer als auch Frauen angesprochen, allerdings ist es wichtig, was das Bild zeigt. Soll eine Webseite beide Geschlechter ansprechen, ist es wichtig, nicht nur Werbegesichter ausschliesslich eines Geschlechts zu verwenden. Das Internet und die Gestaltung von Webseiten und Inhalten mittels Webdesign könnte hier sogar Pionierarbeit leisten und durch eine Orientierung an beiden Geschlechtern auch den Prozess der Gleichstellung in der Welt ausserhalb des Internets forcieren.
Geschlechtsneutrale Formulierungen
Die grösste Herausforderung ist nach wie vor die Sprache. Werden beide Geschlechter angesprochen, werden Inhalte komplexer und der Lesefluss unter Umständen unterbrochen. Die Texte werden auch teilweise nicht mehr scannbar. Wird hingegen neutral und unpersönlich geschrieben, ist das Problem, dass Leserinnen und Leser sich nicht mehr so gut angesprochen fühlen.
Dadurch ist es schwieriger, eine Bindung aufzubauen. Eine geschlechtsneutrale Formulierung birgt auch das Risiko, dass sich die Nutzer nicht mehr richtig mit Inhalten identifizieren können. Derzeit wird innerhalb von Content vorwiegend eine männliche Schreibweise gewählt, weil sie kürzer und lesbarer ist.
Repräsentative und neutrale Tests
Bevor eine Webseite online geht, sollte sie von einer repräsentativen Gruppe getestet werden. Dabei handelt es sich jedoch nicht immer ausschliesslich um die spätere Zielgruppe. Durch die Auswahl von Personen, die nicht zur Zielgruppe gehören, können oft bessere Daten erhoben werden. In jedem Fall sollte die Zielgruppe sich auch auf Frauen und Männer gleichermassen verteilen. Der Test zielt dabei nicht nur auf die Funktionalität, sondern eben auch auf das angewendete Webdesign ab.
Webdesign: Personalisieren oder Generalisieren?
Vielleicht wird es bald Webseiten geben, auf denen die Nutzerinnen und Nutzer die Möglichkeit haben, zwischen einem Webdesign für Männer und einem für Frauen zu wählen. Technisch wäre dies relativ einfach zu realisieren, würde allerdings am Grundproblem vorbei führen, dass Frauen beim Webdesign nicht oder zu wenig angesprochen werden.
Unternehmen, die sich jedoch beiden Geschlechtern widmen, können eine Vorreiterrolle einnehmen und auch dazu beitragen, dass in der realen Welt ein Umdenken forciert wird.