Fragen Sie sich auch manchmal, wie künstliche Intelligenz eigentlich funktioniert? Am Beispiel der Suchmaschine Bing gehen wir ein wenig tiefer in die Materie, denn Microsoft hebt seine KI auf das nächste Level.
Intelligente Suchmaschinen
Genau wie bei unserem Beispiel Bing kennen wir künstliche Intelligenz (KI) bereits von fast allen anderen Konkurrenten. Die meisten Suchmaschinen setzen für die Generierung ihrer Ergebnisse nämlich darauf.
Zu den bekanntesten Fähigkeiten dieser KIs zählen:
- Auto-Suggest (automatischer Vorschlag auf Basis einer Eingabe)
- Auto-Complete (automatische Vervollständigung eines noch nicht abgeschlossenen Wortes oder Satzes)
- Anzeige verwandter Suchanfragen, auch bekannt unter der Bezeichnung “People Also Ask” oder “Nutzer suchten auch”
Suchen wir Informationen über Bing oder Suchmaschinen-Marktführer Google, erhalten wir oft derlei Ergänzungen, die überraschend passend erscheinen. Aber wie funktioniert das Ganze eigentlich? Wie kommt es in so vielen Fällen zu einer derart hohen Übereinstimmung? Die Antwort liegt in der KI.
Bing KI – Intelligenz auf hohem Niveau
Die KI von Bing arbeitet mit sogenannten Deep Learning Methoden. An diesem “tiefen Lernen” kamen wir schon einmal am Beispiel der Google Lens App vorbei. Diese Anwendung erkennt Bilder bei einem Scan mit der Handy-Kamera und ordnet bei erkannter Übereinstimmung einen Begriff zu. Das dient in der Praxis zum Beispiel zur Erkennung von Pflanzen oder Tierrassen.
Bing sieht jedoch keine Bilder, sondern eben nur die Eingaben der Nutzer im Suchfeld. Wir reden in unserem Fall also ausschliesslich von textuellen Inhalten. Anfang des Jahres stellte Microsoft in seinem Research Blog das “Turing Natural Language Generation” Modell vor, kurz: TLNG. Wir haben diesen englischsprachigen und grösstenteils sehr technischen Artikel für Sie gewälzt.
TLNG – ein “Massive Deep Learning” Modell
Derlei Modelle arbeiten mit Milliarden von Parametern. Der Begriff bezeichnet in der Informationstechnologie die Übergabewerte. Es handelt sich um in Programmen gesetzte Einflussfaktoren. Die bei der Bing KI verwendeten Parameter analysieren sämtliche im Internet veröffentlichte Texte. Wenn man Ausmass und Grösse des World Wide Webs bedenkt, ist das bereits eine ansehnliche Menge.
Anschliessend erhält das TLNG eine nachgelagerte Aufgabe. Hier kommt die besagte natürliche Sprachverarbeitung ins Spiel. Diese sorgt dafür, dass Sie auf Basis Ihrer Sucheingabe Auto-Vorschläge, -Vervollständigung sowie verwandte Anfragen erhalten.
Bing KI setzt auf das grösste natürliche Sprachmodell
Je grösser, desto besser? Bei der KI von Bing scheint das zuzutreffen. Denn bei TLNG handelt es sich um das bis dato grösste, jemals veröffentlichte Modell. Es enthält ganze 17 Milliarden Parameter.
Microsoft bezeichnet TLNG in seiner Vorstellung als “Transformer-basiertes, generatives Sprachmodell”. Generativ bedeutet allgemein die Eigenschaft oder eben Fähigkeit, etwas zu erzeugen. Das Modell generiert also Worte und auch ganze Sätze, um Sucheingaben entsprechend “abzuschliessen”. Neben dem reinen Vervollständigen ist es auch in der Lage, logische Antworten auf Fragen zu liefern.
Hauptziel derartiger KIs besteht darin, sowohl direkt als auch möglichst präzise zu antworten. Direkt, schliesslich erhalten wir unsere Suchergebnisse in Echtzeit. Die Präzision, also dass die Ergebnisse bestenfalls auch zu unserer Anfrage passen, stammt von der Extraktion vorhandener Inhalte aus dem Internet.
Microsoft wirbt bei seiner Bing KI zudem damit, dass die Suchmaschine so reagiert, wie es ein echter Mensch tun würde. Die Suchergebnisse sollen so natürlich und zusammenhängend wie irgend möglich sein.
Keine KI ohne Training – auch nicht bei Bing
Das TLNG-Modell von Bing und die dazugehörige KI kommen trotzdem nicht ganze ohne Training aus. Dem Modell liegen entsprechende Lernpläne zugrunde. Diese Pläne erfolgen zwecks zielgerichtetem Training über tausende einzelne Schritte. Eine (lineare) “Aufwärmphase” enthält allein schon über 3.000 Schritte. Für den maximalen “Lernerfolg” folgt die Bing KI insgesamt über 500.000 Schritten.
Einziges Manko der Bing KI: Grammatik
So menschlich und natürlich die Suchergebnisse auch wirken mögen, mit einem plagt Microsoft sich nach wie vor. Der Konzern gesteht in seinem Blog selbst, dass die Treffer der Bing KI nicht zwangsläufig sachlich und grammatikalisch korrekt sind. In diesem Zuge müssen offenbar doch noch einmal echte Menschen ans Werk. Microsoft arbeitet laut eigener Aussage mit entsprechenden Personen zusammen, um die Qualität der Suchmaschine noch weiter zu verbessern.