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Mobile Only im Webdesign – nur noch Schnee von gestern?

Gilt im Webdesign die Devise „Mobile Only“ noch?

In den vergangenen Jahren ist die Zahl der User, die mit einem Smartphone im Internet surfen, stark angestiegen. Laut Erhebungen der schweizerischen Bundesverwaltung wuchs der Anteil der Smartphone-Surfer zwischen 2014 und 2019 von 52,4 Prozent auf 79,6 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die Veränderungen stellen Webdesigner vor weitreichende Entscheidungen: Sollen sie sich vollständig auf die Anforderungen mobiler Nutzer konzentrieren oder sollen sie auch jene User im Blick behalten, die sich auf klassische Weise mit einem Computer durch das Internet bewegen?

Wegen der veränderten Surfgewohnheiten haben sich Software- und Webentwickler etwa ab dem Jahr 2012 der Devise „Mobile First“ verschrieben. Es handelt sich um einen Ansatz, bei dem in der Entwicklung der Fokus auf die Mobil- oder App-Darstellung gelegt wird. Die Bedürfnisse von Desktop-Usern stellten sie hinten an. Die Vorgehensweise wurde 2017 durch die „Mobile Only“-Strategie abgelöst. Sie beinhaltete, dass Anwendungen ausschliesslich für mobile Smartphones entwickelt wurden. Da Smartphones bereits in grossen Teilen der Bevölkerung verankert waren, gingen die Entwickler davon aus, dass sich die User die entsprechenden Apps auf ihrem Smartphone installieren würden, wenn ein Interesse besteht, die Angebote wahrzunehmen.

Ist „Mobile Only“ noch zeitgemäss?

Heute kann die Unterscheidung zwischen Desktop- und Mobilanwendungen nicht mehr in diesen klaren Grenzen gezogen werden. Zum einen gibt es mit Smartphones, Tablets und Wearables unterschiedliche Geräte, für die eine Anwendung optimiert sein muss. Das bedeutet, dass sich die Apps unterscheiden müssen. Während beispielsweise eine App für einen Smart-TV wegen der Darstellungsgrösse und der Nutzungsgewohnheiten eher der Desktop-Anwendung entsprechen sollte, muss eine App für eine Smartwatch in ihrer Darstellung sehr reduziert und auch in ungewöhnlichen Situationen (beispielsweise beim Laufen) leicht zu bedienen sein.

Trotz der weiter gestiegenen Nutzungshäufigkeiten von Smartphones ist „Mobil Only“ heute bereits überholt. Inzwischen ist die Verzahnung von Desktop- und Smartphone-Anwendungen gefragt. Sie kennen es vielleicht aus dem beruflichen Umfeld: Wenn Sie nach der Arbeit auf dem Weg nach Hause sind, ist Ihnen sicherlich schon einmal ein wichtiger Gedanke ins Gehirn geschossen, den Sie für den folgenden Tag festhalten möchten. Sie geben diesen als Notiz in Ihr Smartphone ein. Wenn Sie am nächsten Morgen im Büro den Computer starten, erscheint sofort die Erinnerung und Sie können auf der Idee aufbauend Ihre Arbeit fortsetzen.

Dieses Beispiel zeigt einen weiteren Faktor, der bei der Nutzung von unterschiedlichen Endgeräten wichtig ist, nämlich, dass der Umfang der Funktionen und die Usability abhängig von dem Gerät ist, das Sie nutzen. Am Smartphone brauchen die Nutzer bei einer derartigen Notiz-App nur die wesentlichen Funktionen. Dazu zählen das Verfassen einer kurzen Notiz, das Aufnehmen einer Sprachmemo und das Einbinden eines Bildes. In der Desktop-Version sollten die Funktionen umfangreicher sein. Man benötigt beispielsweise die Möglichkeit, die Notizen strukturieren zu können. Dann lassen sich abgearbeitete Einträge in späteren Arbeitsschritten wieder aus einer Art Archiv ziehen. In bestimmten Prozessen ist es auch hilfreich, wenn sich eine Notiz gemeinsam mit Kollegen bearbeiten lässt.

Streaming-Dienste zeigen die Verzahnung von Desktop und Mobile

Auch Streaming-Dienste machen vor, wie die Verzahnung von unterschiedlichen Versionen ihrer Anwendungen aussehen kann. Wenn Sie einen Stream vom Computer aus über einen Webbrowser aufrufen, brauchen Sie die Funktion zum Herunterladen der Dateien nicht. Diese ist wesentlich relevanter, wenn Sie Serien und Filme unterwegs anschauen wollen. Sie lassen sich auf dem Gerät speichern, wenn man das Gerät über ein WLAN-Netzwerk mit dem Internet verbunden hat. Wenn man unterwegs die Lieblingsserie schauen möchte, braucht man also das mobile Datenvolumen nicht zu beanspruchen. Wichtig ist allerdings, dass die Anwendungen untereinander kommunizieren. Wechselt man von einem Gerät zum anderen, setzt die Wiedergabe an der Stelle fort, an der sie zuvor angehalten wurde.

User wollen erprobte Apps nutzen

Webdesigner, die Anwendungen für unterschiedliche Endgeräte entwickeln, sollten ein Grundprinzip verinnerlichen: Die Usability hat Vorrang vor allem anderen. Vor der Veröffentlichung einer App sollte sichergestellt sein, dass die Funktionen einwandfrei ausgeführt werden können. Im Zweifelsfall muss in einem frühen Release auf bestimmte Anwendungsmöglichkeiten verzichten werden, um diese mit einem späteren Update zu implementieren.Warum dies wichtig ist, zeigt eine Umfrage des Marktforschungsinstitut Dimensional Research. An ihr haben mehr als 3.000 App-Nutzer teilgenommen. 80 Prozent der User erklärten, dass sie eine App bereits nach der ersten Nutzung deinstallieren würden, wenn sie mit der Usability nicht zufrieden seien. Faktoren, die zu Unzufriedenheit führen, sind ein schlechtes Design, Benutzerunfreundlichkeit, langsame Ladezeiten oder ein Absturz unmittelbar nach dem Öffnen. Die User sind damit schon durch die ersten Erfahrungen abgeneigt und geben der Anwendung erst gar nicht die Möglichkeit, sie inhaltlich zu überzeugen.

Hat eine Anwendung die erste Bewährungsprobe bestanden, gibt es aber immer noch einige technische Stolperfallen. In der Umfrage gaben 36 Prozent der Probanden an, eine App wieder zu löschen, wenn sie zu starke Auswirkungen auf den Batterieverbrauch habe. 80 Prozent sagten, sie würden eine App von ihrem Smartphone entfernen, wenn sie dreimal in Folge abgestürzt sei. Updates können leicht zu einem solchen Szenario führen. Anwendungen sind dann beispielsweise mit älteren Versionen des Betriebssystems nicht mehr kompatibel.

Eine fehlerhafte App kann rufschädigend sein. Für 37 Prozent der Teilnehmer leidet das Ansehen eines Unternehmens darunter, wenn eine Smartphone-App negativ auf die beschriebenen Arten auffällt.

Darum hat „Mobile Only“ ausgedient

In diesem Text haben wir erläutert, warum der Grundsatz „Mobile Only“ im Webdesign heute nicht mehr bedingungslos gültig ist. Trotz der zunehmenden Mobilität ist die Netzwelt hochgradig verzahnt. Dem muss man auch bei der Entwicklung neuer Anwendungen Rechnung tragen. Die Apps sollten so gestaltet sein, dass die Nutzer unterschiedlicher Devices das Design und die Funktionen vorfinden, die sie in der jeweiligen Situation benötigen. Wie dies umgesetzt werden sollte, lässt sich pauschal nicht sagen. Bei manchen Anwendungen bieten Apps einen reduzierten Funktionsumfang. Andere Apps haben in der mobilen Version erweiterte Nutzungsmöglichkeiten. Es sind Funktionen, die Nutzer am Computer nicht benötigen.Es gibt einen zweiten wichtigen Grund, weshalb das simple „Mobile Only“ nicht mehr uneingeschränkt gültig ist. Die reine Präsenz auf dem mobilen Markt mit einer App reicht nicht aus, um User zu überzeugen. Diese sind sehr kritisch, wenn das Produkt nicht den gewohnten Qualitätsmassstäben entspricht. Es sollten nur Anwendungen auf den Markt gebracht werden, die zuvor ausreichend getestet worden sind. Im Zweifelsfall gilt: Lieber eine App mit reduzierten Funktionen veröffentlichen als eine technisch anfällige Anwendung. Die zurückgehaltenen Funktionen lassen sich durch Updates implementieren. Updates sind ohnehin nötig, um weitere Ideen und den Input der User umzusetzen.

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