Corona Einzelhandel

Corona und der Einzelhandel: Webshops als Gewinner der Krise

Noch vor wenigen Monaten war von einem Umsatzeinbruch historischen Ausmasses die Rede. Kaum ein Sektor wurde von der Corona-Krise so sehr getroffen wie der Einzelhandel. Die echten Umsatzzahlen des Jahres 2020 zeigen allerdings etwas anderes.

Einzelhandel verzeichnet trotz Corona Umsatzsteigerung

Um die Differenz der beiden Aussagen zu verstehen – durchlebt der Einzelhandel aufgrund Corona nun eine Krise oder nicht? – sehen wir uns sowohl die Zahlen des Statistischen Bundesamts als auch die des deutschen Handelsverbands näher an.

Die Zahlen des Statistischen Bundesamts belegen, dass der Umsatz des deutschen Einzelhandels 2020 nominal um 5,1 Prozent höher lag als im Vorjahr. Bereinigt um Preissteigerungen ergibt dies immer noch eine Steigerung von 3,9 Prozent. Betrachten wir die Gesamtumsätze in Euro, waren das im Jahr 2020 Werte von 577,4 Milliarden Euro. In 2019 betrugen die Gesamtumsätze des Einzelhandels 546,2 Milliarden Euro.

Gewinner und Verlierer in der Corona-Krise

Diese pauschalen Zahlen verraten jedoch nur wenig darüber, wie sich die Auswirkungen der Corona-Krise in der Realität darstellen. Trotz staatlicher Unterstützungspakete mussten de facto einige Unternehmer – insbesondere kleinere – bereits Insolvenz anmelden.

Dass der Online-Handel während der geltenden Corona-Lockdowns hingegen Rekordzahlen verzeichnet, ist kein Geheimnis. Brechen wir den Einzelhandel auf das Online-Geschäft herunter, zeigen sich Umsatzsteigerungen von sage und schreibe 21 Prozent. Überraschenderweise kommt der Handelsverband Deutschland (HDE) bei alleiniger Betrachtung des stationären Einzelhandels zu dem vorgenannten positiven Ergebnis: Hier lag die Umsatzsteigerung von 2019 auf 2020 bei einem Wert von circa 4 Prozent.

Einen – trotz Online-Handel – deutlichen Verlierer gibt es allerdings doch. Die Mode-Branche schreibt in der Corona-Krise die grössten Verluste. Der Einzelhandel mit Textilien und Schuhen sieht sich mit Umsatzeinbrüchen in Höhe von 23,4 Prozent konfrontiert – also fast ein Viertel gegenüber dem Vorjahr.

Umsatzeinbrüche zu Weihnachten von historischem Stellenwert

Die Weihnachtszeit ist bekanntlich die umsatzträchtigste Zeit des Jahres. Während der Corona-Krise und den besonders zu Weihnachten gültigen gesetzlichen Lockdowns ging der Einzelhandel trotz aufs ganze Jahr gesehener Umsatzsteigerung im Dezember 2020 eindeutig als Verlierer hervor. Seit dem Jahr 1994 gab es keinen solchen Umsatzeinbruch mehr: Fast 10 Prozent weniger Umsatz erwirtschaftete der Einzelhandel im Vergleich von Dezember zu November 2020.

Hier zeigt sich, dass nicht einmal der Onlinehandel das sonst so lukrative Weihnachtsgeschäft ausreichend ankurbeln konnte.

Einzelhandel-Experten bleiben ob Corona-Krise skeptisch

Der Lockdown in Deutschland geht nun schon eine ganze Weile – und ein offizielles Ende ist noch nicht in Sicht. Chefvolkswirt der VP Bank Liechtenstein, Thomas Gitzel, zog eine Bilanz: „Die Corona-Pandemie beschleunigt den Strukturwandel“, sagt er. „Ohne ein hybrides Geschäftsmodell zwischen Offline- und Online-Handel wird das Überleben für Läden in der Innenstadt schwierig“.

Volkswirt der Commerzbank, Ralph Soveen, meinte derweil: „Saison-bereinigte Umsätze fallen wahrscheinlich nochmals aus“. Damit bezieht er sich eindeutig auf den Umstand, dass viele Einzelhandelsgeschäfte ob des Corona-Lockdowns unter Umständen weiterhin geschlossen bleiben.

Der Handelsverband HDE gibt zu bedenken, dass „der Lockdown auf die Verbraucherstimmung durchschlägt“. Das HDE-Konsumbarometer zeigt ebenso, dass sich dieser Zustand erst einmal nicht bessert.

Corona und der Einzelhandel: Webshops als Gewinner der Krise
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